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Saure-Gurken-Zeit mit geschützter Herkunft
Möchte man gern frisch, regional und saisonal kochen, drängt sich noch im April beim Blick in den Saisonkalender der Begriff „Saure-Gurken-Zeit“ auf: Frisch gibt es dann hierzulande nämlich so gut wie gar kein regionales Gemüse, und auch bei der Lagerware nimmt nach dem Winter die Vielfalt stetig ab. Einzig der Champignon hält als ganzjährig auch bei uns gezogener Vertreter für Grünzeug tapfer die Stellung, allerdings gehört er, rein botanisch gesehen, gar nicht zur Gattung „Gemüse“. Kaum besser sieht es hinsichtlich des Obstes aus: Die erste Sorte, mit der zu rechnen ist, ist der Rhabarber, der wiederum aber, anders als der Champignon, botanisch eben doch ein Gemüse ist und kein Obst. Gäbe es da nicht den dankenswerten Umstand, dass in Deutschland in der Regel ganzjährig ein breites Sortiment an frischem Obst und Gemüse aus unterschiedlichen Anbaugebieten verfügbar ist, müsste man im Frühjahr bei der Essenszubereitung auf Eingelegtes zurückgreifen – zum Beispiel auf saure Gurken.
Ob aber der Ausdruck „Saure-Gurken-Zeit“ tatsächlich auf dieser Herleitung beruht und sich also auf den Frühling bezieht, ist nicht ganz klar. Nach einer alternativen Erklärung wäre die wahre „Saure-Gurken-Zeit“ nämlich der Spätsommer, in dem die Berliner Händler nach der Haupterntezeit eingelegte Gurken aus dem Spreewald an den Mann oder die Frau zu bringen versuchten. Die Saisonalität und Regionalität waren da wirklich vorbildlich; die Nachfrage nach Fermentiertem offenbar weniger. Trotzdem gilt die originale Spreewälder Gurke seit 1999 nicht mehr nur unter Freunden des Eingelegten, sondern auch qua EU-Recht ganz offiziell als Delikatesse mit geschützter geographischer Angabe und befindet sich dadurch mit den Nürnberger Leb- und dem Salzwedeler Baumkuchen sowie der Thüringer Rostbratwurst in guter Gesellschaft.
Regionale Besonderheiten findet man im Übrigen nicht nur bei Lebensmitteln, sondern auch bei manchen anderen Waren, Gütern und Angeboten, denn viele Städte oder Landstriche werden durch bestimmte Industrien und auch Dienstleistungen mindestens so sehr geprägt wie durch ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Wie unter den Produkten mit geschützter Herkunftsangabe sind auch hier einige Unternehmen besonders beliebt und genießen in ihrer Heimat eine hohe Anerkennung. Aufgeschlüsselt nach einzelnen Regionen wollten wir deshalb für unsere neue Studie „Regiokönige“ in Kooperation mit BILD wissen, welche B2C-Unternehmen und -Organisationen die heimischen Kunden mit ihren Bedürfnissen und Erwartungen am besten verstehen und also wissen, was diese wollen. Konzentriert haben wir uns dabei zunächst auf Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen, das Saarland und die Metropolregion Nürnberg. Brandenburg, das Land der sauren Gurken, ist in dieser Runde also noch nicht dabei.
Kalendarisch ist aber vor der Gurke sowieso erstmal der Spargel an der Reihe, und der wird in so gut wie jedem Bundesland angebaut; wenn auch in unterschiedlichem Maße. Für den heimischen Eigenanbau in Garten oder Blumenkasten eignen sich zudem Erdbeeren. Wenn da nicht Wetter, Schädlinge oder gärtnerisches Unvermögen zuschlagen, reicht die Ernte bestimmt für einen Kuchen mit der Herkunftsbezeichnung „Zuhause“. Und da kennt man die eigenen Kunden mit ihren Bedürfnissen und Erwartungen immer noch am allerbesten.